Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Kai Reznik: Scary Sleep Paralysis (EP) (Review)

Artist:

Kai Reznik

Kai Reznik: Scary Sleep Paralysis (EP)
Album:

Scary Sleep Paralysis (EP)

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Electronica

Label: Atypeek Music
Spieldauer: 39:13
Erschienen: 01.02.2016
Website: [Link]

Schon „Turbo Kid“ oder „It Follows“ gesehen, die unlängst erschienen sind? Falls nicht – insbesondere letzterer lohnt das Nachholen. Beide Filme funktionieren jedenfalls maßgeblich über den Soundtrack. Der eine bedient absurde Retro-SciFi („This is the future. This is the year 1997.“), der andere einen invasiven Paranoia-Horrorstreifen, der unter anderem deutliche Carpenter-Einflüsse aufweist. In beiden Fällen weist die Semiotik zurück in die Vergangenheit, als die Welt noch nicht aus Digitalität bestand, sondern eine solche lediglich nachbildete, anstrebte, ja geradewegs verkultete… richtig, von den guten alten 80ern ist die Rede. Das Fortschritts- und Zukunftsdenken war nie niedlicher als in dieser Dekade. Diese Monster- und Actionfilme… diese Computerspiele… diese Mode… diese Synthesizer.

Schnitt ins Jahr 2016 zu KAI REZNIK, einem französischen Solomusiker, der – Überraschung – seit den späten 80ern aktiv ist und in Noise-, Grunge- und New-Wave-Bands gefuhrwerkt haben soll. Rückblickend scheint die Zeit selbst mehr Einfluss auf seine Orientierung genommen zu haben als die Aktivitäten, denn auf „Scary Sleep Paralysis“ bietet er reinste Lo-Fi-Elektronik, die den gleichen Retro-Nerv bedient wie etwa Richard Vreeland aka DISASTERPEACE, der den Soundtrack zum eingangs erwähnten „It Follows“ geschrieben hat. In Nullen und Einsen zerlegt trifft man auf Synthesizer-Loops in repetitiver Abfolge, tiefe, knarzende Töne im Kontrast zu glockenartigem Hellklang, begleitet von 8-Bit-Wänden, die auf Bitcrusher-Effekten resultieren – aber nicht so, dass man ein knallbuntes Super-Mario-Abenteuer vor dem inneren Auge sieht, sondern durchaus mit Gespür für Abgründigkeit. Insofern verspricht das düstere Artwork nicht unbedingt zu wenig.

Triphoppiger Frauengesang (oder eigentlich eher Spoken Word) wird in digital verfremdeter Form zumindest unter „Post“ und „Nails and Crosses“ gelegt, ist aber kaum mehr als eine Ahnung im Hintergrund. Im Zentrum der vornehmlich instrumentalen Angelegenheit stehen sinuswellenartige Klangkörper betont digitalen Ursprungs, die melodische Gestalt annehmen wie ein Xenomorph aus einem frühen Cronenberg-Film. Für Melancholie halten sie ebensoviel Platz bereit wie für phobische Ausformungen, zum Beispiel die Angst vor Dunkelheit, vor dem Unbekannten, der Verfolgung oder der Konfrontation mit dem inneren Selbst.

Im Vergleich etwa mit Vreelands Arbeiten für „It Follows“ fühlt sich „Scary Sleep Paralysis“ ähnlich experimentell an, aber zugleich grobschlächtiger. Die Kompositionen sind nicht ganz so pointiert (greifen also nicht ganz so tief in die Psyche des Hörenden ein) und Übergänge fühlen sich holprig an. Der wie abgeschnitten klingende Einstieg von „Monster5“ legt dabei nahe, dass diese Eindrücke durchaus zur Intention des Künstlers gehören – zufällig durch die Qualitätskontrolle kann das nicht geraten sein, dazu sind die Effekte zu auffällig.

Übrigens ist die Veröffentlichung als EP zu verstehen. Den ohnehin knapp bemessenen 39 Minuten Laufzeit muss man nochmals 10 abziehen, weil der 20-Minüter am Ende eigentlich ein 5-Minüter ist, der hinter einer langen Pause einen Hidden Track (Variante von „Monster5“) verbirgt. Da das Songmaterial nun auch nicht gerade wie eine geschlossene Einheit dasteht, handelt es sich eher um eine fragmentarische Kollektion von thematisch zusammengehörigen Experimenten zum Thema Schlafparalyse als um ein kohärentes Minialbum.

FAZIT: Interessante Klänge, die für ein solches Publikum spannende Auseinandersetzungen bereithält, das dem Retro-Trend der letzten Jahre in Bild und Klang etwas abgewinnen kann. Nicht mehr als das und nicht weniger.

Sascha Ganser (Info) (Review 4746x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Zero Kill
  • The Recognizer
  • Post
  • Monster5
  • Nails And Crosses (inkl. Hidden Track: Monsters [Raw Version])

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich um keine Farbe: rot, gelb, blau, sauer

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!